Yoga Sutra 1.12 Praxis und Nicht-Anhaftung

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von Franz

Yoga Lehrer

abhyāsa-vairāgya-ābhyāṁ tan-nirodhaḥ

Praxis und Nicht-Anhaftung sind die Methoden um die Modifikationen des Geistes zu stoppen.


Bisher haben wir in den Sutras gehört was Yoga ist, wie die Wellen des Geistes, oder auch „Modifikationen“ wirken und beschaffen sind und jetzt lernen wir wie man sie zur Ruhe bringen kann um das Ziel zu erreichen.

Diese Yoga Sutra gilt als sehr bedeutend, weil sie den Yoga-Praktizierenden einen Yogaweg mitgibt, nämlich „Praktiziere und übe Nicht-Anhaftung“. Es gibt insgesamt drei Yogawege die in den Yogasutren des Patanjali genannt sind und dies ist der zweite, er betont die Bedeutung von Übung und Nicht-Anhaftung als Schlüssel zur Befreiung des Geistes und zur Erlangung der Erleuchtung.

Was unter dem Üben und der Nicht-Anhaftung genau verstanden wird, ist Thema der nächsten beiden Sutras. Aber generell ist mit „Üben“ das Ausführen einer spirituellen Praxis gemeint und das Ausbilden von Disziplin. Nicht-Anhaftung bedeutet den Geist frei zu machen von den stetigen äußeren Eindrücken, nicht um Indifferenz zu erreichen gegenüber allem, sondern eine echte Wahl zu haben wie wir reagieren wollen.

Diese Lehre kommt auch in der Bhagavad Gita vor, in Kapitel 6, Vers 35 sagt Arjuna sinngemäß zu Krishna

Oh, Sohn von Kunti mit den mächtigen Armen, was du sagst, das stimmt, der Geist ist wahrhaftig schwer zu kontrollieren, aber mit Praxis und Nicht-Anhaftung ist es möglich.

Ich möchte an dieser Stelle nochmals Viktor Frankl zitieren, der in einem seiner berühmtesten Zitate genau das formuliert hat, worum es hier geht und was für mich den Kern von Yoga erklärt.

Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt die Macht unserer Wahl. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit. – Viktor Frankl

Ein wichtiger Aspekt der Praxis ist die Schaffung von Nicht-Anhaftung, die durch klare, gute und rationale Gedanken erreicht werden kann. Diese Praxis ist notwendig, weil jede Handlung wie eine Welle auf der Oberfläche eines Sees ist, die sich ausbreitet und Eindrücke auf dem Geist hinterlässt. Diese Eindrücke können sich ansammeln und zu Gewohnheiten werden, die das Wesen einer Person bestimmen. Jeder Mensch kann seine Gewohnheiten ändern, indem er neue und bessere Gewohnheiten entwickelt, um die schlechten zu kontrollieren. Die Schaffung von guten Gewohnheiten, passiert aber nicht durch gute Vorsätze oder in der Yogastunde, sondern nur im Hier und Jetzt, in jedem Moment bevor wir handeln.

Die tiefste Schicht des Geistes ist das Verlangen, und Nicht-Anhaftung und innere Anstrengung, stetige Praxis, sind notwendig, um das Verlangen zu kontrollieren.

Die Praxis der Nicht-Anhaftung bedeutet jedoch nicht, dass man das Leben nicht genießen sollte. Im Gegenteil, man soll das Leben genießen, aber ohne von den äußeren Reizen der Sinne abhängig zu sein. Man sollte in der Lage sein, alleine glücklich zu sein, ohne von jemand oder etwas anderem abhängig zu sein.

Im hinduistischen Kulturkreis gelten die zwei Dinge, Disziplin und Loslassen, als die zwei wesentlichen Aufgaben die ein Mensch lernen muss: Disziplin in der ersten Lebenshälfte, Loslassen in der zweiten.

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Barbara

Yogalehrerin

Barbara ist nicht “nur” Yogalehrerin, sondern Apothekerin der Adler Apotheke und studierte Ayurveda-Medizin im Ayurvedazentrum Birstein in Deutschland. So verbindet sie ihr tiefes Wissen zum Thema Gesundheit und Ernährung mit Yoga. Barbara entdeckte ihre Yogapassion 2005 und verschrieb sich seit 2007 dem körperlich herausfordernden Ashtanga Yoga. Sie absolvierte Ihre 500 Stunden Yogalehrerausbildung bei Horst Rinnerberger in Wien und schloss diese 2017 ab. Sie absolvierte ebenfalls eine Ausbildung im Kinderyoga 2017 und macht das mit ausgelassener Freude. Ihre Leidenschaft für Ashtanga Yoga brachte sie zu Workshops u.a. nach Italien, Deutschland, Goa und Bali, wo sie mit bedeutenden Lehrern üben und von ihnen lernen durfte. Neben Yoga und Ayurveda beschäftigt sich Barbara vor allem mit dem großen Thema “Gesund bleiben”: Schüßler Salze, Bachblüten, vernünftige Bewegung, Ernährung und vieles mehr. Sie hat ihre Kindheit in Zell am See verbracht und zog dann zum Studium und später zum Arbeiten nach Wien, wo sie Franz kennen lernte. Sie leben jetzt gemeinsam in Zell, wo sie die Adler Apotheke leitet.

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Franz

Yogalehrer

Franz begann mit Yoga 2002, weil er nach seinem zweiten Bandscheibenvorfall genug von Rückenschmerzen hatte! Nach etwa einem halben Jahr konnte er wieder “normal” schlafen und seither blieb er beim Yoga. Nach und nach hat es sein ganzes Leben verändert. Zu den Asanas kam ein Interesse für die Philosophie sowie für Pranayama (Atemübungen, 2016 Fortbildung beim Kaivalyadam Institut mit Sudhir Tiwari) und Meditation. 2009 absolvierte er in Indien seine Ausbildung zum Sivananda Yogalehrer (200 Stunden) und unterrichtete in Folge bis 2011. 2017 schloss er eine weitere 500 Stunden Yogalehrer-Ausbildung bei Horst Rinnerberger in Wien ab. Neben seinen beiden Yogalehrer-Ausbildungen hat er viele Monate in Indien, Indonesien und auch Deutschland auf Fortbildungen und in Ashrams verbracht. Franz führt das Nara Yoga Studio und kümmert sich um die Administration der Adler Apotheke.

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